Grundkurs

Der Grundkurs besteht aus drei Themenschwerpunkten und hat eine halboffene Struktur. Ein Durchgang umfasst in etwa 40 Behandlungseinheiten (im Verlauf ggf. leicht variierend) zu je 90 Minuten. Er wird geleitet von Joachim Jerke und Thomas Henning.

Im Grundkurs verzichten wir auf eine direkte Konfrontation des Teilnehmers mit seinem Problemverhalten. So beugen wir Therapieabbrüchen und unnötigen inneren Widerständen vor. Statt dessen arbeiten wir zusammen mit den Teilnehmern an Mechanismen und Verhaltensmustern, die Ursache für das vorliegende Problemverhalten sind.

 

WISSEN UND SPRECHEN ÜBER SEX

Sprache finden – Aufklärung – Denken, Handeln und Folgen – Selbstbefriedigung – Sex und Medien:

Zu Beginn einigen wir uns auf eine gemeinsame Sprache zum Thema Sex. Wir sammeln den Teilnehmern bekannte Begriffe zum Thema und kategorisieren diese als für die Gruppe passend bzw. zielführend – oder nicht. Dabei verzichten wir auf Bewertung und konzentrieren uns auf die Vermeidung  infantiler, gewalttätiger, herabwürdigender oder sexistischer Begriffe.

Auf dieser sprachlichen Basis nähern wir uns den menschlichen Geschlechtsorganen in ihren elementaren Aufgaben und Funktionen. Wir sprechen über Verhütung und entstigmatisieren Masturbation. Kondombenutzung wird besprochen und am Modell eingeübt. Neben dieser allgemeinen sexuellen Wissensvermittlung haben wir den Anspruch, dass die Teilnehmer den eigenen Kopf als entscheidendes Organ bei der Sexualität erkennen. So vermitteln wir den Teilnehmern in der gemeinsamen Arbeit eine spezifisch durch uns auf die kognitiven Einschränkungen angepasste Verhaltensanalyse.  Dies schafft die Grundlage, um im weiteren Therapieverlauf das eigene Sexualverhalten von einer Metaebene aus zu betrachten und auf generelle Fallvignetten zu abstrahieren.

Wir sprechen über Sex und Medien. Hier liegt der Fokus vor allem auf den Themen Pornographie, deren Auswirkungen auf die eigene Person, legale Grenzen und den selbstschützenden Umgang damit.

MIT GEFÜHLEN UMGEHEN UND HERAUSFORDERUNGEN MEISTERN

Emotionen – Impulsivität – Problemlösefähigkeiten:

Häufig haben Menschen Schwierigkeiten, eigene Gefühle wahrzunehmen, zu benennen und diesen funktional-regulativ zu begegnen.  Immer wieder führen solche Defizite und dysfunktionale, eingeschliffene Muster in der Emotionsregulation auch zu sexuell-problematischem Verhalten oder sogar zu Straftaten. In der Gruppenarbeit trainieren die Teilnehmer ihre Introspektionsfähigkeit und erhalten Basiswissen zum Thema Emotionen. Weiter werden Copingstrategien zur Emotionsregulation und  bei Bedarf konkrete Techniken zur Verminderung von impulsivem acting-out vermittelt. In diesem Modul werden zu den genannten Themen Grundlagen vermittelt, welche zur weiteren Durchführung der Therapie essentiell sind.

ICH UND ANDERE

Selbstwert – Grenzen – Perspektivenübernahme – Empathie – soziale Kompetenzen – Beziehung und Intimität:

Die Teilnehmer erleben sich in ihrer Individualität und erfahren durch die Gruppe Wertschätzung und Akzeptanz. Sie machen die Erfahrung, dass sie trotz ihrer Defizite und mangelnder gesellschaftlicher Anerkennung als Menschen einzigartig und wertvoll sind. Sie werden in der Gruppe ermutigt, eigene Grenzen zu erkennen und die Einhaltung derselben einzufordern. Im zweiten Schritt kann ihnen eine Perspektivenübernahme gelingen, so dass sie erkennen, dass auch ihre Mitmenschen Grenzen haben, die nicht überschritten werden dürfen.  Soziale Interaktionen werden gemeinsam betrachtet, analysiert und das Erkennen der Emotionen des Gegenübers wird eingeübt. Die Gruppe erarbeitet und trainiert gemeinsam Ideen, wie man mit Menschen in Kontakt treten kann und in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse und die des Gegenübers achtsam Beziehungen gestalten kann.